In den letzten Tagen spitzten sich die Ereignisse zu, als eine Auseinandersetzung mit Todesfolge von einem rassistischen Mob für ihre menschenfeindliche Ideologie instrumentalisiert wurde. Dieser jagte gezielt Migrant*Innen und weitere Menschen, welche nicht in ihr faschistisches Weltbild passen, durch die Innenstadt.
Am Folgetag wurde eine Großdemonstration von einem weiten Spektrum rechter und faschistischer Akteur*Innen angemeldet. Der Gegenprotest des Bündnis Chemnitz Nazifrei und uns, wurde von der als „Trauermarsch“ gelabelten Demonstration vehement Angegriffen. Es wurden Sprengsätze und Flaschen geworfen, militante Gruppen versuchten auszubrechen und schlichen dauerhaft durch die Stadt und um unsere Demo. Auf der anderen Seite unternahm die Polizei keinerlei Anstrengungen, ihre Niederlage am Vortag gegen besagten Mob irgendwie wieder auszubügeln, geschweige denn unsere Demonstration auch nur mit dem Nötigsten zu schützen. Im Gegenteil, uns wurde gesagt, dass man weder Kontrolle über die Situation noch Handlungsfähigkeit bei Ausschreitungen hätte. Die Polizei hat damit für die letzten Tage ihr Gewaltmonopol vergeben. Faschist*Innen nahmen uns so als Zielscheibe wahr und wir mussten uns daher mit dem Selbstschutz unserer Demo beschäftigen, damit alle engagierten Aktivist*Innen ohne Sorge um ihr Wohlergehen Position beziehen konnten.
Hierbei muss ausdrücklich erwähnt werden, dass wir keine Hoffnung in die exekutive Gewalt des Staates haben um solche Szenarien zu verhindern. Es ist eine Frage der Zivilcourage Widerstand gegen Faschist*innen zu leisten. Wir sehen allerdings eine Positionierung des Staates darin Aktivist*innen welche gegen Hetzjagden auf die Straße gehen nicht schützen zu können und stattdessen gleichzeitig mit erhöhter Intensität gegen beispielhafte Projekte wie den Hambacher Forst vorzugehen. Aus unserer Persepektive geht demnach hervor, dass wir uns gegenseitig schützen müssen um Zivilcourage zeigen zu können und WIderstand zu leisten.
Dies führte einerseits dazu, dass unsere Strukturen am Limit arbeiten und wir nicht mit einer bundesweiten Mobilisation sowie Organisation des Gegenprotestes (d.h. auch diesen und weitere Locations zu schützen) dem entgegnen können, aufgrund der kürze der Zeit, der örtlichen Struktur und der Heftigkeit der Ereignisse. Daher haben wir uns der Entscheidung des BCN angeschlossen, nicht zu Gegenprotesten aufzurufen.
Andererseits erfuhren wir durch die Ereignisse am Montag ein internationales Interesse an unseren Aktivitäten, und vor allem beeindruckende Solidarität und Vernetzung von und zu uns Antifaschist*Innen und Antirassist*Innen, die wir progromartige Zustände nicht schweigend, sondern entschlossen und zusammenstehend begegnen wollen.
Daraus resultiert, dass wir die Kritik daran, dass kein Gegenprotest stattfindet, verstehen, bitten aber auch um Verständnis unserer Lage. Es ist wichtig, gerade jetzt, konstante antifaschistische (Gegen-)Positionierung herzustellen, aber nicht wenn die Kosten darin liegen, dass Menschen aufgrund schlechter Organisation nicht unerheblich zu schaden kommen könnten.
So sammeln wir alle unsere Kräfte, um am Samstag breit aufgestellt, gut vorbereitet und entschlossen dem rechten Mob entgegenzutreten.
Das heißt auch sich mit einem breitem Bündnis aus Chemnitzer Initiativen, Vereinen, Parteien und anderen zivilen Kräften zusammenzuschließen, um unseren Gegenprotest so breit wie Möglich aufzustellen, denn die derzeitigen Zustände gehen jeden etwas an, der etwas gegen menschenverachtende Einstellungen hat. Wir wollen zivilen Ungehorsam und Empörung wecken gegenüber progromartigen Zuständen.
So wollen wir am Samstag unsere eigenen Inhalte setzen und uns auch klar gegen faschistische Ideologien positionieren.
Wir rufen euch dazu auf am Samstag, den 01.09.2018 nach Chemnitz zu reisen und uns vor Ort +++ab 15! Uhr+++ auf dem Parkplatz an der Johanniskirche zu unterstützen.
Bei Fragen bzgl. Schlafplätzen, Organisation etc. kontaktiert uns unter:
toasterwalter@riseup.net (PGP)